Deutscher Starter bei Rallye Dakar: Interview mit Jürgen Drössiger

Am sechsten Januar 2018 startet die 40. Auflage der legendärsten Marathon- Rallye der Welt, der Rallye Dakar in Südamerika. Die Fahrer starten mit ihren Autos, Trucks, Quads und Motorrädern in ein zweiwöchiges Abenteuer, welches durch Peru, Bolivien und Argentinien führt.

Mit dabei ist aus Deutschland, der 53- Jährige Jürgen Drössiger auf einer KTM 450 Rally Replica. ALL ABOUT RACING sprach mit dem gebürtigen Aachener über seine erste Rallye Dakar.

Wie kommt es, dass du in diesem Jahr an der Rallye Dakar teilnimmst? Kindheitstraum oder doch eher durch Zufall auf dieses Abenteuer aufmerksam geworden?

Kindheitstraum wohl eher nicht. Als die Rallye Paris Dakar zum ersten mal stattfand, war ich bereits 15 Jahre alt. Ich habe die Paris Dakar erst Ende der Achtziger-Jahre bewusst wahrgenommen, war aber sofort fasziniert. Die Fahrer/innen waren und sind Helden für mich. Ich habe damals nicht im Traum daran gedacht, einmal selber mit zu fahren. Da ich ich ja aus dem Straßenrennsport komme, hätte ich mir das fahrerisch nicht zugetraut. Zudem hätte ich es auch nicht finanzieren können. Da ich die letzten Jahre intensiv MX gefahren bin und die finanziellen Möglichkeiten gegeben waren, habe ich mich entschlossen dieses Abenteuer anzugehen.

 

Wie ist deine Herangehensweise und was sind deine Ziele für deine erste Rallye Dakar?

Ich habe mir zwei Jahre Zeit für die Vorbereitung genommen. Das heißt konkret, mehrere tausend Kilometer Radfahren und Laufen pro Jahr. Wöchentlich Kraft-Ausdauertraining und so oft es geht auf dem MX-Bike sitzen. Dann noch ein paar Rallyes gefahren um mit dem ganzen Prozedere und dem Navigieren vertraut zu werden.

 

Gibt es etwas, wovor du dich fürchtest und was bereitet dir am meisten Respekt vor dieser zweiwöchigen Härteprüfung?

Am meisten Respekt habe ich vor den hohen Dünen und dem tiefen Sand. Na ja, in Bolivien geht es zur Regenzeit bis auf 5000m hoch, das kann auch extrem schwierig werden.

Jürgen Drössiger ist bereit für seine erste Rallye Dakar, seine 450er KTM dagegen ist schon sehr erfahren.

Wie sieht dein Team aus, wie viele Personen sind in diesem Projekt involviert?

Ich fahre im „BAS Dakar“ Team mit vier anderen Fahrern. Gerry van der Byl und Willem du Toit aus Südafrika und Maikel Smits und Luc van de Huijgevoort aus den Niederlanden. Es sind noch drei Mechaniker und zwei Betreuer mit dabei.

 

Was machst du Beruflich und wie schwer war es das Budget für die Rallye aufzutreiben?

Ich bin selbständig im Bereich „Wärmebehandlung von Stahl“ . Das Budget habe ich zum größten Teil selber stemmen müssen. Das Interesse von möglichen Werbepartnern war sehr gering.

 

Wie hast du dich mental und vor Allem fahrerisch vorbereitet?

Um meine mentale Verfassung habe ich mir nie Gedanken gemacht, da ich diese als meine Stärke empfinde. Fahrerisch allerdings bestanden enorme Defizite. Fahrerisch habe ich Fortschritte gemacht, indem ich zweimal die Woche auf den unterschiedlichsten MX-Strecken trainiert habe. Das Ganze wurde dann noch mit Enduro Training abgerundet.

 

Wann startet deine Reise nach Südamerika und hast du Probleme mit dem Jetlag (Zeitverschiebung zwischen Deutschland und Südamerika)?

Wir fliegen am 2. Januar nach Lima und Start ist ja bekanntlich am 6. Januar. Also genug Zeit um sich an die Zeitverschiebung zu gewöhnen.

 

Als einziger Deutscher im Feld der Motorradpiloten, spürst du einen gewissen Druck oder macht es dich mehr Stolz das Land zu vertreten?

Nein ich verspüre keinen Druck. Das Land, das ich bis vor wenigen Jahren mit Stolz vertreten hätte, gibt es nicht mehr. Ich habe keinen Bezug mehr zu Deutschland.

Vor den großen Sandfeldern hat Drössiger am meisten Respekt.

Aus unseren Nachbarländern sind viele Fahrer am Start (Frankreich, Niederlande). Was denkst du, woran liegt es, dass so wenige Deutsche an der Rallye Dakar teilnehmen? 

Diese Frage habe ich mir auch schon gestellt. Zum Teil liegt es sicherlich daran, dass in Deutschland alles reglementiert ist und man fast nirgendwo trainieren kann. Zudem wird in den Medien ja so gut wie gar nicht darüber Berichtet. Das ist in anderen Ländern anders.

 

Wieso startest du auf dem Motorrad und hast nicht die „gemütlichere“ Variante des Autos gewählt? Schon immer am Motorrad und Motorradsport interessiert gewesen?

Auto war nie ernsthaft ein Thema. Mich reizt die physische Herausforderung sehr.

 

Die Rallye Dakar in Südamerika startet am 6. Januar. Eine TV-Highlight Sendung gibt es täglich um 23 Uhr auf Eurosport 1 im Free-TV.

Fotos: Jürgen Drössiger 
Text: All About Racing 
(Weitere Infos auf: http://juergendroessiger.de)

2 Kommentare zu “Deutscher Starter bei Rallye Dakar: Interview mit Jürgen Drössiger

  1. Super Interview….Lebe deinen Traum….Viel viel Glück???Das packst du mit links.LgVera

  2. Siegfried Hoffmann

    Jürgen , alle achtung der spruch über Deutschland ist treffend sehr gute Antwort lg. Siggi

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