Kai Haase – der Traum vom Finale

Es gibt Träume, die möchte man schnell vergessen und es gibt welche, an die möchte man sich am liebsten jeden Tag erinnern. Heute war so ein Tag, an den man sich noch lange erinnern wird, denn für eine bestimmte Person ging heute ein Traum in Erfüllung, ein Kindheitstraum.

Kai Hasse beim Backflip - ADAC MotocrossEs geht um Kai Haase, deutscher, 25 Jahre jung und Freestyle Motocross Profi. Meistens. Wenn er gerade mal nicht durch die Lüfte dieser Welt trickst, mit Backflip, Superman, Whip oder all das zusammen, dann startet er mit den wilden Crossern beim Motocross oder in der Halle beim Supercross.

Auf seiner Suzuki vom Team Stielergruppe.mx Johannes Bikes ging der Berliner im November in Stuttgart zum ersten Lauf des ADAC SX Cup an den Start und konnte prompt an beiden Veranstaltungstagen das Halbfinale erreichen. Eine Leistung, die bei über 30 Profis aus aller Welt nicht selbstverständlich ist. Der Publikumsliebling wurde Haase, der 2013 an der RTL Show das Supertalent teilgenommen hat, auf Anhieb. Ein echter Showman eben – fast selbstverständlich für jemanden, der regelmäßig die Hallen, bei Veranstaltungen wie Night of Freestyle oder Night of the Jumps, zum Stehen bringt.

Es folgten die Veranstaltungen in München und Chemnitz. Bei Kai konnte man eine deutliche fahrerische Steigerung feststellen, der junge deutsche arbeitet hart für beide Veranstaltungen. Doch leider reichte es an keinem der vier Abende zum Halbfinaleinzug, es fehlte auch etwas an Glück. Also erstmal etwas Abstand vom Supercross und auf das im Januar stattfindende Finale in Dortmund vorbereiten.

Kai Haase gibt Daumen Hoch!
Kai Haase – Good Job!

An diesem Wochenende war es dann soweit. Haase und sein Team hatten ein klares Ziel – Halbfinale! Sollte das an jedem der drei Veranstaltungstagen funktionieren, müssen die Haare ab, so war die Abmachung mit seinem Teamchef. Und so nahm das Wochenende seinen Lauf. Freitag Halbfinale, Samstag vor ausverkauftem Haus – Halbfinale. Dann kam der Sonntag, der letzte Renntag der Supercross Saison. 8 Harte Veranstaltungstage lagen hinter Kai Haase, also den letzten Tag noch positiv gestalten und alles ist gut. Gesagt, getan. Kai startet in den Tag mit einem siebten Platz – Hoffnungslauf, denn nur die ersten sechs kommen direkt in das Halbfinale. Also wird die 450ccm Suzuki kurze Zeit erneut an das Startgatter gerollt. Kurze Fahrervorstellung, die Halle macht mal ordentlich Lärm, Helm an, Brille auf und Bike anschmeißen. 15 Sekunden, 5 Sekunden…. Vollgas! Super Start und 8 Runden später Platz 3 und der Einzug in das Halbfinale, die Haare müssen dran glauben, schade um die lockige Mähne des 25 Jährigen. Also auf ein neues, das dritte Rennen des Tages und leider klappt es nicht mit dem Finale, wäre auch zu hoch gegriffen, nur Platz acht – wieder Hoffnungslauf. Also wieder an das Gatter und Konzentration – letzte Chance, besteht wirklich noch die Chance auf das große Finale?

Start! Und was für einer. Holeshot, also erster nach der ersten Kurve und gleich ein kleiner Vorsprung. Nach einer halben Runden stecken alle Gegner so in Zweikämpfen, das sich Haase vorne aus dem Staub machen kann, Wahnsinn! Doch wie soll er das über 8 Runden durchhalten? Nur die ersten beiden dürfen noch in das Finale einziehen und zwei absolute Siegkandidaten sind auch noch in diesem Lauf. Ohje, schon war es soweit, beide sind am Hinterrad des deutschen angekommen und kurze Zeit später der Angriff. Nur noch zweiter und da drückt noch einer.

HAASE Finale
Kai Haase auf Facebook

Doch dann der Fehler des Gesamtführenden Clarke, Sturz und etwas Luft für Kai. Jetzt muss es doch klappen, oder? Es hätte kaum spannender laufen können. Der Führende vorne Weg, dem Suzuki-Piloten aus Berlin hängen die Gegner im Nacken… Letzte Kurve, die Halle steht, Angriff des Briten Coates – Kollision, Strohballen, ein weiterer Konkurrent dazwischen und das Drama scheint perfekt zu sein… Doch dann, VOLLGAS und über den letzten Sprung. Platz zwei, Unglaublich, Finale?

Ich glaube noch nie zuvor gab es solche Emotionen in den Dortmunder Westfalenhallen. Kai hatte ein so riesiges Lächeln unterm Helm und konnte es nicht glauben. Erstmal anhalten, auf den Strohballen gesetzt und realisieren was da gerade passiert war. Die ein oder andere Träne muss im Spiel gewesen sein. Ein Traum, der wahrscheinlich schon des Öfteren in seinem Kopf gewesen sein muss. Es war gigantisch.

Auch wenn im Finale mit Platz 12 nicht mehr viel nach vorne ging, es wurden alle Erwartungen übertroffen und eins hat Kai Haase an diesem Wochenende geschafft, er hat die Herzen des Publikums gewonnen. Ich werde diesen Tag so schnell nicht vergessen und ich habe in meinem Alter von 23 Jahren schon über 20 Supercross Veranstaltungen gesehen.

Danke Kai, das war spitzenmäßig!

2 Kommentare zu “Kai Haase – der Traum vom Finale

  1. Hallo Tim, mal wieder ein klasse Artikel von dir. Man spürt die Leidenschaft die du mit dem Sport, aber auch mit dem schreiben solcher klasse Reviews verbindest.

  2. Danke Sascha!

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